Chronisch-entzündliche Darmerkrankung – Behandlung mit Kortison
Sehr geehrte liebe Patientin, sehr geehrter lieber Patient,
Sie leiden an einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung (M. Crohn oder Colitis ulcerosa).
Medikamente, die in der Therapie dieser Erkrankungen zum Einsatz kommen können, sind
- Kortison (meist das „Prednisolon“)
- Kortison-freie Entzündungshemmer: Mesalazin (z.B. Salofalk®, Pentasa®, Claversal®) oder Sulfasalazin (Azulfidine®)
- Immunhemmer: Azathioprin (z.B. Imurek®) oder 5-Mercaptopurin (z.B. Purinethol®)
- TNF-alpha-Hemmer: Infliximab (Remicade®), Adalimumab (Humira®) oder Certolizumab (Cimzia®)
Aktuell haben wir Ihnen eine Behandlung mit Kortison empfohlen und wollen Sie zu diesem Medikament informieren. Bitte lesen Sie sich zusätzlich zu dieser Information auch die aktuelle Fachinformation des Herstellers durch („Beipackzettel“).
Was ist „Kortison“?
„Kortison“ ist zunächst einmal ein lebensnotwendiges Hormon, das der Körper selbst in der Nebennierenrinde herstellt. In höheren Dosen wirkt dieses Hormon stark entzündungshemmend. Dieser Effekt wird in der Behandlung Ihrer Darmerkrankung genutzt.
„Kortison“, „Glucocorticoide“ und „Steroide“ sind verschiedene Namen für die gleiche Medikamentengruppe mit sehr ähnlicher oder fast gleicher Wirkung. Die einzelnen Präparate unterscheiden sich vor allem in ihrer Wirkstärke. Ein häufig eingesetzter „Kortison“-Wirkstoff heißt Prednisolon, ein anderer Prednison. Er wirkt im ganzen Körper, d.h. er hemmt Entzündungen im ganzen Körper, andererseits zeigt er auch Nebenwirkungen im ganzen Körper. Spezielle „Kortison“-Präparate wirken praktisch nur am Darm, weil sie nach ihrer Aufnahme in der Leber sofort abgebaut werden (z.B. Budesonid).
Wann tritt eine Wirkung ein?
Eine Besserung tritt meist rasch innerhalb von Tagen ein. Zeigt sich nach mehr als zwei Wochen keinerlei Besserung, sollte über andere Therapiemöglichkeiten nachgedacht werden.
Wie wird die Behandlung mit „Kortison“ durchgeführt?
Sie nehmen Ihre „Kortison“-Tabletten morgens auf einmal ein, am besten in der Zeit zwischen 6 und 8 Uhr. Der Körper produziert in den frühen Morgenstunden das meiste „Kortison“, so dass eine Einnahme morgens die körpereigene Hormonbildung am wenigsten stört. Manchmal ist es erforderlich, dass auch abends noch eine geringe „Kortison“-Dosis eingenommen werden muss. Darüber spricht Ihr Arzt mit Ihnen.
Die für Sie erforderliche Dosis richtet sich nach Ihrer Erkrankung. In der Regel wird mit einer höheren „Kortison“-Dosis begonnen, um Ihre Erkrankung schnell zu bessern. Wenn eine Wirkung eingetreten ist, wird Ihr Arzt die Dosis langsam reduzieren und, wenn möglich, die Behandlung auch beenden. „Kortison“ sollte nach Möglichkeit nie dauerhaft oder zu häufig angewendet werden.
Wie lange wird die Behandlung mit „Kortison“ durchgeführt?
Die Behandlungsdauer richtet sich nach Ihren Beschwerden und Ihren medizinischen Befunden.
Bei Besserung kann die Dosis nach Rücksprache mit Ihrem Arzt reduziert oder die Behandlung ganz beendet werden. Häufig ist aber gerade bei chronischen Erkrankungen eine langsames „Ausschleichen“ der Therapie erforderlich.
Woche | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 |
Prednisolon-Dosis/Tag* | 60 mg | 40 mg | 30 mg | 20 mg | 15 mg | 10 mg | 5 mg | 0 mg |
Calcium-Vit.D/Tag | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 0 | 0 |
** in Abhängigkeit von der jeweiligen klinischen Situation kann hiervon abgewichen werden.
* ggf. wird auch die Dosis an das Körpergewicht engepasst: 1 mg/kg
Können Nebenwirkungen auftreten?
Da „Kortison“ nicht nur bei entzündlichen Darmerkrankungen, sondern auch zum Beispiel bei Asthma oder Rheuma eingesetzt wird, haben viele Menschen schon etwas über „Kortison“ gehört. Sie haben häufig Angst vor möglichen Nebenwirkungen. „Kortison“-Schäden sind heute aber viel seltener als in der Anfangszeit der „Kortison“-Behandlung, weil mittlerweile bekannt ist, dass die Dosierung und die Behandlungszeit eine große Bedeutung für das Auftreten von unerwünschten Wirkungen haben. Kurzfristig können auch höhere Dosen ohne Bedenken eingenommen werden. Die Nebenwirkungen sind gut bekannt und meist leicht erkennbar. In der Regel bilden sich die im Rahmen einer Kortison-Therapie akut auftretenden Nebenwirkungen nach Absetzen des Medikaments oder einer Dosisreduktion schnell und vollständig zurück. Anders ist es mit den Problemen, die nach langer, meist langjähriger Kortison-Aufnahme entstehen können – diese müssen unbedingt verhindert werden.
Welche Nebenwirkungen können auftreten?
Wie bereits angedeutet muss man akut im Rahmen einer Kortison-Einnahme auftretende unerwünschte Wirkungen von später auftretenden Folgekomplikationen unterscheiden.
Akut können folgende Probleme auftreten:
- Erhöhung des Blutdrucks oder Verschlechterung eines bestehenden Bluthochdrucks
- Erhöhung des Blutzuckers oder Verschlechterung einer bestehenden Blutzuckerkrankheit
- verstärktes Hungergefühl
- unreine Haut, „Pickel“ und akneartige Veränderungen besonders im Gesicht
- Schlafstörungen
- Wassereinlagerungen („Ödeme“)
- selten psychische Probleme mit Halluzinationen, Verwirrtheit oder aber depressiver Verstimmung
Worauf sollten Sie selbst während einer „Kortison“-Therapie achten?
Sollten Sie während einer Kortison-Behandlung insbesondere Hinweise auf Nebenwirkungen wie
- vermehrten Durst und vermehrtes Wasserlassen
- Schwindel, Kopfschmerzen, Rötung des Kopfes
- psychische Veränderungen
haben, sprechen Sie bitte kurzfristig Ihren Arzt an.
Eine „Kortison“-Behandlung sollte nie ohne Rücksprache mit Ihrem Arzt abgebrochen werden, denn durch die Therapie ist die körpereigene „Kortison“-Produktion möglicherweise unterdrückt.
Es könnte sonst unter Umständen zu gefährlichen Mangelerscheinungen kommen, da Ihr Körper nicht in der Lage ist, sofort wieder eine ausreichende „Kortison“-Menge herzustellen. Außerdem kann sich Ihre Erkrankung verschlechtern.
Eine chronisch-entzündliche Darmerkrankungen hat nachteilige Wirkung auf den Knochenstoffwechsel, dies kann unter Umständen durch Kortison verstärkt werden. Durch eine Calciumreiche Ernährung sowie körperliches Training, besonders im Sonnenlicht, können Sie dazu beitragen, dass sich eine Osteoporose möglichst nicht entwickelt oder, falls bei Ihnen schon eine Osteoporose bestehen sollte, sich diese nicht verschlechtert. Jeden Tag sollten Sie etwa 1 - 1,5 g Calcium zu sich nehmen. Viel Calcium ist zum Beispiel in Milch (1 l Milch = 1,2 g Calcium) und Milchprodukten, wie Käse oder Joghurt, enthalten. Wir empfehlen zusätzlich die Einnahme von Vitamin D-Calcium-Präparaten (z.B. IdeosR oder CalcilacR).
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