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Harninkontinenz und neurogene Blasenstörung

Definition

Inkontinenz ist nicht gleich Inkontinenz. Es werden verschiedene Formen der Harninkontinenz unterschieden, die unterschiedliche Ursachen haben können.

Per definitionem zeichnet sich Harninkontinenz durch die fehlende/mangelnde Fähigkeit des Körpers aus, den Blaseninhalt sicher zu speichern und selbst zu bestimmen, wann und wo er entleert werden soll. Ein unwillkürlicher Urinverlust ist die Folge.

Funktionsdiagnostik (Urodynamik/Videourodynamik)

Eine zentrale Rolle zur Diagnosensicherung einer Harninkontinenz sowie deren Klassifikation, aber auch der genaueren Abklärung einer Blasenentleerungsstörung, kommt der sog. Urodynamik bzw. Videourodynamik zu, die in unserer Klinik regelhaft durchgeführt wird. Es handelt sich dabei um eine schmerzlose Untersuchung zur Blasendruckmessung in der Füllungs-, Speicher- und Entleerungsphase, ggf. unter simultaner Röntgenbildgebung der kontrastmittelgefüllten Harnblase zur Beurteilung auch der Morphologie von Blase und Harnröhre.

Durch diese Untersuchung kann in kurzer Zeit (ca. 20-30 Min.) eine Fülle von Informationen gewonnen werden, aus denen sich, auf den jeweiligen Fall fokussiert, therapeutische Maßnahmen ableiten lassen.

Unsere Urologische Klinik ist ´Zertifizierte Beratungsstelle der Deutschen Kontinenzgesellschaft e.V.´.

Formen der Harninkontinenz  

  • Belastungsinkontinenz
  • Dranginkontinenz
  • Mischinkontinenz
  • Überlaufinkontinenz
  • Reflexinkontinenz bei überaktiver Blase (neurogene Blasenstörung)
  • Extraurethrale Inkontinenz
  • Enuresis (nächtliches Einnässen von Kindern)

Belastungsinkontinenz

Bei dieser Form kann es beim Husten, Niesen, Lachen oder auch bei alltäglicher körperlicher Belastung wie z.B. beim Heben oder körperlicher Betätigung (z.B. Sport oder Gartenarbeit) zu einem unkontrollierten Urinverlust kommen. Der Harnröhrenschließmuskel kann seine Aufgabe nicht mehr suffizient erfüllen. Meist sind davon Frauen betroffen (ursächlich häufig geschwächte Beckenbodenmuskulatur durch Schwangerschaft/Geburten). Bei Männern kann eine Prostataentfernung (bei Krebs), meist vorübergehend, eine Belastungsinkontinenz auslösen.

Therapie

  • Beckenbodengymnastik (ggf. kombiniert mit Elektroreizstromstimulation/Bio-Feedback
  • Operative Rekonstruktion der Beckenboden-/Harnröhrenfunktion (z.B. Bändchenimplantation um die Harnröhre (z.B. TVT, TVT-O)
  • Medikamentöse Behandlung bei gering ausgeprägter Belastungsinkontinenz
  • Bei Belastungsinkontinenz nach radikaler Prostatektomie Implantation männliches Kontinenzband oder bei starker Belastungsinkontinenz prothetisch Implantation künstlicher Schließmuskel möglich

Dranginkontinenz

    Bei dieser Form, bei der man auch vom Syndrom der überaktiven Blase spricht, wird häufig ein plötzlich auftretender lästiger Harndrang verspürt und man hat dabei das Gefühl, die Toilette nicht mehr rechtzeitig erreichen zu können und kann zuvor unkontrolliert Urin verlieren. Der Urin kann dabei schwallartig abgehen. Ursächlich hierfür ist eine mehr oder weniger überaktive und unzureichend kontrollierbare Blasenmuskulatur. Diesem Umstand können neben einer erschwerten Blasenentleerung (z.B. Prostatavergrößerung oder Harnröhrenenge) auch Blasenentzündungen zugrunde liegen. Es gilt auch, eine neurologische Grunderkrankung auszuschließen.

    Therapie

    • Medikamentöse Dämpfung der überaktiven Blasenmuskulatur durch verschiedene Präparate (Tabletten oder Matrixpflaster)
    • Operativ durch Injektion von Botulinumtoxin in den Blasenmuskel im Rahmen einer Blasenspiegelung (in Narkose)
    • Operativ durch sakrale Nervenstimulation/-modulation in ausgewählten Fällen

    Mischinkontinenz

    Bei dieser Form kommt es zu einem kombinierten Auftreten von einer Belastungs- und einer Dranginkontinenz

    Therapie

    • Durch fachärztliche Untersuchung Festlegung einer für für den jeweiligen Fall geeigneten Kombination von Behandlungsmethoden

    Überlaufinkontinenz

    Bei dieser Form kommt es bei prallvoller Harnblase (mit oder ohne gleichzeitiges Harndrangempfinden) zu einem unkontrollierten Überlaufen der Blase mit permanentem Urinverlust über die Harnröhre. Ursache kann bei Männern meist eine zu enge Harnröhre (z.B. bei gutartiger Prostatavergrößerung) und bei Frauen wie Männern eine zu schwache Blasenmuskulatur sein. Auslöser für letztere ist meist eine chronische Blasenüberdehnung durch erhöhten Restharn, es kann aber auch in einer Nervenschädigung wie z.B. bei Diabetes mellitus oder in unterschiedlichen neurologischen Krankheiten begründet sein.

    Therapie

    • Medikamentöse oder operative Beseitigung der Blockade in der Harnröhre (z.B. Resektion der Prostata, Harnröhrenerweiterung)
    • Medikamentöse Stärkung der Blasenmuskulatur
    • Harnblasen-Re-Training (z.B. passagerer Selbstkatheterismus) zur restharnfreien Blasenentleerung

    Reflexinkontinenz bei überaktiver Blase (neurogene Blasenstörung)

    Bei dieser Form kommt es durch einen neurogenen Kontrollverlust durch Krankheiten in Gehirn und/oder Schädigung/Verletzung des Rückenmarks zu einem plötzlichen reflexartigen Urinverlust bis hin zu einer unwillkürlichen Blasenteilentleerung durch unkontrollierte Blasenkontraktion (überaktive Blase). Die Kontrolle über die Blasen- und Schließmuskelfunktion ist teilweise oder vollständig aufgehoben. Erkrankungen, die das komplizierte Zusammenspiel der Nervensteuerung von Speicherung und Entleerung des Harnblaseninhalts beeinflussen wie z.B. Multiple Sklerose, Morbus Parkinson, Querschnittlähmung etc. können dafür verantwortlich sein. Neben motorischen Steuerungsstörungen der Harnblase kann auch die sensorische Wahrnehmung der Blasenfüllung beeinträchtigt sein.

    Therapie

    • Nach Diagnostik durch spezialisierten urologischen Facharzt und oftmals auch neurologischer Abklärung Festlegung der Behandlung bei vielfältigen möglichen Therapieoptionen (z.B. medikamentöse Dämpfung der Blase, operativ ggf. Injektion von Botulinumtoxin in den Blasenmuskel, evtl. Toilettentraining, intermittierender Selbstkatheterismus etc.)

    Extraurethrale Inkontinenz

    Bei dieser Form kommt es beim Erwachsenen zum Abgang von Urin über fehlangelegte Gangverbindungen, meist bei Fisteln z.B. zwischen Harnblase und Scheide oder Harnleiter und Darm. Neben entzündlichen Erkrankungen im Bereich von Darm oder Blase und Harnröhre können auch Operationskomplikationen und Betrahlungen bei Krebserkrankungen als Auslöser für fehlgebildete Fistelgänge im Körper die Ursache sein.

    Therapie

    • Operative Beseitigung der Fistel mit Wiederherstellung des natürlichen Ausscheidungswegs über die Harnröhre.

    Enuresis (nächtliches Einnässen von Kindern)

    Bei dieser Form kommt es vor, daß Kinder in mehr als zwei Nächten im Monat einnässen, ohne dass tagsüber Symptome auftreten. Eine solche Enuresis sollte normalerweise bei über Fünfjährigen nicht mehr regelmäßig auftreten. Oftmals liegt dem Einnässen eine harmlose Reifungsverzögerung zugrunde. Ursächlich kommen aber auch Harnwegsinfekte, psychosomatische Auslöser oder anatomische Veränderungen im unteren Harntrakt (z.B. Harnröhrenengen/-klappen) in Betracht.

    Therapie

    • Verhaltenstherapie (z.B. nächtliches Weckerstellen zur Blasenentleerung, Führen eines Kontinenztagebuchs, Flüssigkeitsrestriktion zur Nacht)
    • Medikamentöser Therapieansatz
    • In seltenen Fällen operativ (z.B. Beseitigung einer Harnröhrenenge) des Ausscheidungswegs

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