medius KLINIK KIRCHHEIM

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Station 13

Neues Behandlungskonzept für Patienten mit chronischer Depression in den medius Kliniken Kirchheim

Auf der Station 13 wird eine Behandlung angeboten, die an das CBASP (Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy; Mc Cullough, 2015) angelehnt ist und sich speziell an Patienten richtet, die unter einer chronischen Depression leiden.

Der Unterschied zwischen einer depressiven Episode und einer chronischen Depression

Eine depressive Episode liegt dann vor, wenn für die Dauer von mindestens 2 Wochen mehrere der folgenden Symptome vorliegen:

  • Depressive Verstimmung
  • Interessensverlust
  • Deutlicher Gewichtsverlust oder Gewichtszunahme
  • Schlafstörungen
  • Psychomotorische Verlangsamung oder Unruhe
  • Müdigkeit oder Energieverlust
  • Konzentrationsstörungen und/oder Entscheidungsschwierigkeiten
  • Suizidale/lebensmüde Gedanken

Von einer chronischen Depression spricht man dann, wenn eine bestehende depressive Stimmung seit mindestens 2 Jahren oder länger anhält. Dabei ist für die Diagnosestellung unerheblich, ob sich der Patient in dieser Zeit leicht depressiv gefühlt hat (nur wenige der oben genannten Symptome sind erfüllt), oder durchgehend unter schwer depressiven Symptomen gelitten hat (viele oder alle Symptome sind erfüllt), oder ob sich leicht depressive Phasen und schwer depressive Phasen in dieser Zeit abgewechselt haben. Entscheidend für die Diagnose einer chronischen Depression ist vor allem das Zeitkriterium von mindestens 2 Jahren. Oft berichten diese Patienten sogar, sich eigentlich schon ihr ganzes Leben depressiv und niedergedrückt gefühlt zu haben, mit nur kurzen Zeiten einer euthymen, guten Stimmung.

Was ist das Besondere an einer chronischen Depression?

Es hat sich in mehreren Studien gezeigt, dass diese Patientengruppe vom herkömmlichen Konzept der stationären Depressionsbehandlung nur eingeschränkt profitiert. Das CBASP-Konzept ist hingegen für diese Patientengruppe deutlich effektiver und in den Behandlungserfolgen stabiler (siehe Klein, 2015; Brakemeier, 2021). Daher haben sich die medius Kliniken Kirchheim entschieden, dieses hocheffektive Behandlungskonzept für Patienten mit chronischen Depressionen anzubieten.

Entstehung einer chronischen Depression

Menschen mit chronischer Depression berichten oftmals von häufigen und wiederkehrenden widrigen (Kindheits-) Erfahrungen, die meist mit emotionaler Vernachlässigung einhergegangen sind und diese Personen in einer besonderen, negativen Weise geprägt haben.

Diese negativen Prägungen (z.B. „Ich gebe meine Bedürfnisse nicht preis, weil sie eh nicht gehört werden!“), die vor dem Hintergrund der biografischen Ereignisse sehr gut nachvollziehbar sind, führen oftmals zu interaktionellen Schwierigkeiten im Hier und Jetzt, da diese Prägungen auf aktuelle soziale Interaktionen übertragen werden. So würden z.B. Bedürfnisse tatsächlich nicht geäußert, obwohl sich das aktuelle Gegenüber dies sehr wohl wünschen würde. Der Patient reagiert somit nicht auf aktuelle Situationsmerkmale und die Wünsche seines aktuellen Interaktionspartners, sondern auf die eigenen vergangenheitsbezogenen Prägungen, was oft zu unbefriedigenden Interaktionen führt und die Prägungen letztendlich verstärkt. Oftmals haben Interaktionspartner geradezu das Gefühl, bei dem Patienten „gegen eine Mauer zu rennen“. Der Patient erscheint von der Umwelt emotional regelrecht abgetrennt.

Unser Ziel

Wir möchten mit unserem Behandlungskonzept diese „Mauer“ überwinden. Dazu setzen wir an den beschriebenen Prägungen an, analysieren den aktuellen Interaktionsstil und verhelfen den Patienten zu heilsameren und befriedigenderen sozialen Interaktionen, indem Verhalten und Gedanken Schritt für Schritt verändert werden und der Patient eine langfristige Stimmungsaufhellung erfahren kann.

Diagnostik

Dafür ist zunächst eine ausführliche Diagnostik notwendig. In einem Vorgespräch wird mit dem Patienten gemeinsam besprochen, ob die CBASP-Therapie der richtige Ansatzpunkt ist, oder ob ein anderes Behandlungsangebot in unserem Hause besser geeignet wäre.

Entscheiden sich der Arzt/Psychologe und der Patient gemeinsam schließlich für das CBASP-Konzept, werden in den ersten 1-2 Wochen des stationären Aufenthaltes therapeutische Einzelgespräche geführt, um eine ausführliche Diagnostik (strukturiertes klinische Interview, psychometrische Fragebögen) durchzuführen und eine umfassende biografischer Anamnese zu erheben. Es wird dabei u.a. eine Liste prägender Bezugspersonen erstellt und die individuellen Prägungen sowie Übertragungen abgeleitet.

Hauptbehandlung

Im zweiten Teil der Behandlung (ab der 3. Woche) werden neben den weiterlaufenden einzel-therapeutischen Gesprächen spezielle Gruppentherapien (sogenannte DO!-Gruppen) angeboten, die 2mal wöchentlich stattfinden. Hier wird die Unterstützung der Mitpatienten, die sich in einer ähnlichen Situation befinden, genutzt, um unter therapeutischer Anleitung aktuelle schwierige interaktionelle Situationen auf der gedanklichen- und Verhaltensebene zu besprechen. Gemeinsam wird in der Gruppe analysiert, welche Konsequenzen welches Verhalten nach sich ziehen und in welchen Mustern man teilweise „wie gefangen“ ist, die es zu verändern lohnt. Schließlich werden gemeinsam Lösungs-möglichkeiten für diese Situationen im Rollenspiel zu erprobt. Durch die gemeinsame Analyse und das Rollenspiel wird der Transfer auf ähnliche zukünftige Situationen erleichtert und jeder Teilnehmer dieser Gruppe wird zunehmend besser in der Lage sein, durch eine verbesserte und hilfreichere Gestaltung seiner Interaktionen seine früheren Glaubensätze zu verändern, um letztendlich die Depression, seine „Mauer“, überwinden zu können.

Falls gewünscht, wird dieser Prozess auch mit Hilfe bewährter Pharmakotherapie unterstützt.

Alle Mitarbeiter (Pflege, Ärzte, Psychologen, Komplementärtherapeuten etc.) sind mit dem CBASP Konzept vertraut. Daher werden nicht nur in einzeltherapeutischen Gesprächen und den DO!-Gruppen die Prägungen und Interaktionsmuster behandelt, sondern diese Thematik ist ebenfalls Gegenstand in den regelmäßig stattfindenden Bezugspflegegesprächen, der Ergo -, Kunst- und Musiktherapie. So hat der Patient letztendlich die Möglichkeit, wirklich durchschlagende und stabile Erfolge zu erzielen.

Die Behandlungsdauer wird in der Regel 10-12 Wochen betragen. Nach Wunsch und Bedarf kann nach 6 Monaten ein 4-wöchiger Fresh-up Kurs in Anspruch genommen werden, also ein deutlich verkürzter stationärer Aufenthalt, in dem die Fortschritte im Alltag besprochen und verfestigt werden.

An wen richtet sich das Behandlungskonzept?

Der Ansatz ist im Prinzip für alle Patienten mit einer chronischen depressiven Symptomatik geeignet.
Einzige Ausschlusskriterien sind:

  • Floride psychotische Symptomatik
  • Substanzabhängigkeit (Eine Abstinenz von mind. 6 Monaten ist Voraussetzung)


Kontakt

Fühlen Sie sich angesprochen oder haben Sie Fragen zu unserem Behandlungskonzept?
Wenden Sie sich bitte gerne an unser Casemanagement.

Frau Single: 07021-88-48329
Frau König: 07021-88-45811
Herr Hofbauer: 07021-88-45811

Literatur:

Brakemeier, Eva-Lotta (2021). Praxisbuch CBASP. Beltz-Verlag
Brakemeier, Eva-Lotta & Buchholz, Angela (2013). Die Mauer überwinden. Wege aus der chronischen Depression. Beltz-Verlag.
Klein, Jan-Philipp (2015). Psychotherapie chronischer Depression: Leitfaden CBASP. Hogrefe Verlag.

 

Kontakt

Frau Dr. phil. T. Upatel
Leitende Psychologin

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